Weggeschaut Selbsthilfe-Forum

Ich war 14 Jahre alt als ich mit meinem damaligen Freund zusammen gekommen bin.
Vielleicht ein wenig jung, aber ich war für mein Alter frühreif, wie man so schön sagt. Oder eben auch nicht.
Er war zu dieser Zeit ebenfalls erst 15 Jahre alt.
Am Anfang, wie es häufig so ist, lief alles super. Wir haben viel unternommen, uns gut verstanden.
Nach einem Jahr hat es damit angefangen, dass immer wieder abfällige Bemerkungen im Streit seinerseits kamen. Provokationen, ironische Aussagen.
Das erste Mal handgreiflich wurde er, als wir von einer Freundin mit dem Moped nach Hause fahren wollten. Ich tätigte eine Aussage gegenüber der Freundin, die ihm nicht gepasst hatte. Ich hatte an seinem Blick erkannt, dass er sehr wütend war.
Wir waren also auf dem Weg nach Hause und er fuhr in einen kleinen Waldweg, hielt an, schupste mich vom Moped. Ich zog meinen Helm ab und fragte ihn, was jetzt los sei.
Er packte mich am Hals, würgte mich und beleidigte mich. Ich war überwältigt von meinen Gefühlen, ich fing an zu weinen. Es kam nur die Aussage:“was flennst du jetzt?!“
Wir diskutierten, bis wir zuhause waren. Bevor wir in Haus gegangen sind sagte er zu mir, ich solle mich jetzt zusammen reißen, mir jetzt nichts anmerken lassen.
Ich konnte und wollte das nicht wahrhaben. Ich hatte es verdrängt.
Der Streit war vorbei. Aber das war erst der Anfang, wie sich später herausstellte.
Aussagen wie:“du bist nichts wert“, „andere sind besser als du“ „als hätte ich dich jemals geliebt“ „du bist ein Stück dreck“ wurden zur Gewohnheit.
Er spuckte mir ins Gesicht. Er schlug mir in den Bauch. Er hatte mich gebissen. Er drückte mir Kissen ins Gesicht, damit man mich nicht schreien hörte, damit ich keine Luft bekomme. Er packte meine Haare und schlug meinen Kopf gegen die Wand.
Ich bleib zu dieser Zeit dennoch bei ihm. Er gab mir die Schuld. Oder seinen Eltern. Sein Vater ist cholerisch und er hat das geerbt. Er kann doch nichts dafür. Und ich habe ihm geglaubt. Alles. Ich kam nicht von ihm los.
An ein Erlebnis kann ich mich noch sehr gut erinnern. Er kam zu mir, ich lag im Bett und habe Serie geschaut. Er hat sich zu mir gelegt und angefangen mich anzufassen. Ich sagte ihm, ich wolle das gerade nicht. Er hörte nicht auf. Er fing an mich an meinen Händen zu packen und mich festzuhalten. Ich habe ihn mehrmals gebeten, angefleht aufzuhören. Das hatte ihn nicht abgehalten. Ich hab ihn angeschrieen, lass mich in Ruhe, hör auf, ich habe Schmerzen. Er hielt meinen Mund zu und vergewaltigte mich.
Ich fasste mich, konnte nicht glauben, was gerade passiert worden war.
Es vergingen dennoch 5 Monate, bis ich diese Beziehung beendet habe. Aber auch danach nahm der psychische Druck kein Ende. Er rief mich an um mir zu sagen, dass er sich jetzt umbringen möchte. Ohne mich hat er nichts mehr. Er bringt sich jetzt um und es ist meine Schuld.
Ich war überfordert. Bei diesem Thema habe ich die Hilfe meiner Mutter benötigt. Diese nahm auch sofort alles in die Hand und die Drohungen hatten aufgehört.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass man sowas nicht verdient hat. Dass sowas nicht normal ist. Ich halte dieses Thema gefühlsmäßig immer noch distanziert von mir. Es kommen ab und zu Bilder in meinen Kopf geschossen, obwohl das ganze jetzt 6 Jahre her ist.
Ich hätte damals sofort handeln sollen, ich hätte mit meiner Mutter und Freunden reden sollen.
Bitte lasst euch nicht auf so ein Niveau herunterziehen, dass ihr das Gefühl habt nichts wert zu sein.
Die psychische Belastung darf man nicht unterschätzen und es ist wirklich ratsam sich diesbezüglich Hilfe zu holen! Ihr seid nicht alleine.